Als wir „Deutschlands nachhaltigstes Maklerbüro“ suchten, hatten wir auch danach gefragt, ob das Nachhaltigkeitskonzept des Büros zertifiziert ist. Dabei stellte sich heraus: Viele wussten gar nicht, dass es solche Zertifizierungen gibt. Deshalb hier die wichtigsten Infos dazu auf einen Blick.
Nachhaltigkeit im Maklerbüro? Ja, gern – aber warum soll ich mir die Mühe einer „offiziellen“ Zertifizierung machen? Diese Frage stellen sich viele Maklerinnen und Makler. Eine Antwort darauf haben Fachleute des Bundesozialministeriums ganz gut zusammengefasst: „Zertifikate und Siegel machen freiwilliges Engagement sichtbar und können so die Reputation nach innen und außen verbessern“, heißt es in einer Mitteilung des Ministeriums. „Gleichzeitig erleichtern es die dahinterliegenden Systeme, unternehmerische Prozesse zu messen. So kann das Management seine Aktivitäten besser steuern und optimieren.“
Verbesserung der Außenwirkung und Optimierung der Nachhaltigkeitsprozesse im Büro – das sind also die beiden wesentlichen Vorteile einer Zertifizierung. Doch welche Zertifikate kommen für dich überhaupt in Frage?
EMAS: Europäisches Siegel für Umweltmanagement
Da sind zunächst einmal spezielle Siegel, die nur einen Teil der Büroarbeit betreffen – zum Beispiel das europäische LEVEL-Zertifikat, das Nachhaltigkeitsstandards bei Büromöbeln festlegt. Es wird verliehen für Möbel, bei deren Herstellung die Anforderungen in den Bereichen Material, Energie, Gesundheit und Soziale Verantwortung erfüllt werden.
Aber natürlich gibt es auch Zertifikate, die für umfassende Nachhaltigkeitsmaßnahmen verliehen werden. Eines davon ist der besonders für kleine und mittlere Unternehmen vom TÜV Rheinland und der Universität Witten/Herdecke entwickelte ZNU-Standard „Nachhaltiges Wirtschaften“. Verbreitet sind inzwischen auch das europäische EMAS-System (EMAS = Eco Management and Audit Scheme) sowie die ISO-Norm 14001. EMAS ist im Grunde eine Weiterentwicklung des ISO-Standards (einer europäischen Variante der deutschen DIN-Norm) und legt etwas strengere Bewertungskriterien fest. Dazu gehören unter anderem die Einrichtung eines Managementsystems, das die Umweltauswirkungen des Unternehmens kontinuierlich reduziert, die genaue Einhaltung rechtlicher Vorschriften und die kontinuierliche Überwachung der Standards in Form von Kennzahlen.
Wie läuft der Zertifizierungsprozess?
Die einzelnen Zertifikate unterscheiden sich im Detail in ihren Anforderungen und der Art des Zertifizierungsprozesses. Grundsätzlich läuft ein solcher Prozess aber folgendermaßen ab:
Als erstes erarbeitest du zusammen mit deinem Team für euer Büro ein Umweltprogramm. Externe Hilfe durch ein Vor-Audit ist dabei möglich. Wenn dieses Programm umgesetzt ist, findet eine Überprüfung durch Auditoren statt. Bei EMAS sind dies staatlich zugelassene Umweltgutachter. In diesem sogenannten Zertifizierungsaudit untersuchen Prüferinnen und Prüfer die Wirksamkeit eurer Maßnahmen vor Ort. Anschließend wird – wenn alle Zertifikatskriterien erfüllt sind – das Zertifikat verliehen, und du darfst das entsprechende Logo verwenden. Bei EMAS geht dies mit einer offiziellen Eintragung ins EMAS-Register bei den Industrie- und Handelskammern oder der Handwerkskammer einher. Details zur EMAS-Zertifizierung findest du auch hier.
Staat greift dir bei Kosten unter die Arme
Das Zertifikat ist nach der Zuteilung aber nicht automatisch für alle Zeiten gültig. Die Einhaltung der Kriterien für das Zertifikat wird regelmäßig überprüft. Auch ist nach einiger Zeit eine Re-Zertifizierung nötig, bei ZNU beispielsweise nach drei Jahren.
Die Mühen können sich aus den anfangs genannten Gründen dennoch lohnen. Gleiches gilt für die Kosten, die je nach Betriebsgröße und dem erforderlichen Aufwand variieren. Ausgaben musst du beispielsweise einplanen für externe Prüfungen, bei EMAS für den Eintrag ins IHK- oder HwK-Register, für Investitionen in ökologische Maßnahmen und Anschaffungen sowie Schulungen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Für Auditierungen und die Ausstellung des Zertifikates fallen normalerweise zwischen 4.000 und 10.000 Euro an. Es gibt aber einiges an Fördermitteln, auf die du zurückgreifen kannst. Beispielsweise unterstützt die IHK München die Einführung von EMAS mit maximal 5.600 Euro, die erste Re-Validierung mit 2.800 Euro. Auch Bund und Länder halten Förderungen bereit – hier ein Überblick!
Von Pfefferminzia, Autor René Weihrauch