Hausratversicherung: Veraltete Policen bergen ein hohes Risiko

Drei von vier Haushalten in Deutschland verfügen über eine Hausratversicherung. Das Problem: Viele Verträge sind hoffnungslos veraltet, die Deckungssummen viel zu niedrig. Wenn du solche Fälle in deinem Bestand hast, wird es höchste Zeit, aktiv zu werden und den Schutz zu optimieren.

Normalerweise läuft es doch so: Der Kunde schließt eine Hausratpolice ab, die im Idealfall dem Wert seines Eigentums entspricht, freut sich, fortan bei Einbruch, Feuer-, Wasser- und Sturmschäden gut versichert zu sein und heftet die Unterlagen ordentlich ab. Da liegen sie dann – leider auch noch viele Jahre später. Der Hausrat wächst, teure Möbel oder Elektrogeräte werden angeschafft, die Versicherung ist aber immer noch die alte. Die Folge: Unterversicherung – das Eigentum deines Kunden ist im Schadensfall längst nicht mehr komplett abgesichert. Als Makler solltest du ihn auf dieses Risiko hinweisen und die Versicherungssumme gegebenenfalls anpassen.

Nur 39 Prozent prüfen ihre Hausratversicherung regelmäßig

In der Regel sind Versicherte für einen entsprechenden Hinweis dankbar. Von allein kommen die meisten nämlich nicht auf den Gedanken, dass in Bezug auf die Hausratversicherung Handlungsbedarf bestehen könnte. Das Insurtech Helden.de fand 2019 in einer repräsentativen Umfrage heraus, dass nur 39 Prozent der Deutschen ihre Policen mindestens einmal jährlich überprüfen. Fast 30 Prozent haben das noch nie gemacht, und rund 70 Prozent keine Ahnung, was ihr Inventar genau wert ist.

Fakt ist: Eine Unterversicherung ergibt sich oft schneller als gedacht – was auch daran liegt, dass die Hausratversicherung den Neuwert des versicherten Inventars abdeckt, also nicht den Zeit- sondern den Wiederbeschaffungswert. Das häufig vorgebrachte Kundenargument „Meine alten Möbel sind doch kaum noch etwas wert, warum soll ich da die Versicherungssumme erhöhen und mehr Beiträge zahlen“ zieht also nicht.

Versicherte bleiben im Zweifel auf dem Schaden sitzen

Bei unterversichertem Hausrat bleibt dein Kunde im Ernstfall auf einem erheblichen Teil des Schadens sitzen. Und das nicht nur bei Totalschäden, sondern bereits bei einem Teilschaden. Der Grund: Die Leistungen der Versicherung richten sich auch bei einem Teilschaden nach einer möglichen Differenz zwischen (zu niedriger) Versicherungssumme und dem tatsächlichen Neuwert des Inventars. Ist ein Hausrat beispielsweise mit 50.000 Euro versichert, aber 100.000 Euro wert, so erstattet die Versicherung bei einem Schaden von 10.000 Euro (etwa nach einem Einbruch) lediglich 5.000 Euro.

Fazit: Der Wert des Hausrates sollte unbedingt regelmäßig überprüft, die Versicherungssumme entsprechend angepasst werden. Experten raten dazu, eine Inventarliste mit Neuwertangaben zu allen Gegenständen anzulegen (siehe Illustration). Dies sollte auch dann immer geschehen, wenn sich Wohnverhältnisse ändern, beispielsweise beim Zusammenlegen zweier Haushalte. In diesem Fall muss die Vertragssituation ohnehin auf den Prüfstand, können überflüssige Policen gekündigt werden.

Hausrat versichern will gut geplant sein. Das alles gehört dazu.

Was ist bei einem Unterversicherungsverzicht zu beachten?

Schutz gegen das Risiko der Unterversicherung bieten inzwischen viele Verträge durch einen generellen Unterversicherungsverzicht. Dabei wird ein entstandener Schaden ersetzt, ohne die Police auf eine mögliche Unterversicherung zu prüfen. Experten weisen aber darauf hin, dass trotz Unterversicherungsverzicht durchaus die Situation einer Unterversicherung entstehen kann – nämlich dann, wenn ein Totalschaden entstanden ist, für den die Versicherungssumme nicht ausreicht. Dies kann wiederum schnell geschehen, wenn (siehe oben) Inventar und Verträge nicht regelmäßig auf den Prüfstand kommen.

Von Vorteil kann deshalb eine Hausratversicherung auf Wohnflächenbasis sein. Aus maklerhaftungsseitigen Gründen gibt es eigentlich nichts Besseres als die damit verbundene unbegrenzte Versicherungssumme.

Übrigens: Abgesehen von dieser Art der Bestandpflege bietet die Hausratversicherung Maklerinnen und Maklern noch immer ein hübsches Betätigungsfeld: In zehn Millionen deutschen Haushalten ist der Hausrat nämlich noch gar nicht versichert.

Von Pfefferminzia, Autor René Weihrauch 

Headerbild: © Zurich

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